#5 Lernphasen zuordnen
Jetzt geht es darum zu entscheiden, welche Teile in welchen Lernphasen (synchron, asynchron, teilsynchron) stattfinden sollen.
Hier sollte immer der gewünschte Lernerfolg im Vordergrund stehen und an Hand der Inhalte eine geeignete Phase gewählt werden. Hauptsache blended oder digital hilft hier genauso wenig wie Hauptsache in Präsenz oder analog.
Auch ein einzelner Abschnitt in der Kette kann (und sollte oft) in verschiedene Phasen aufgeteilt werden. So erhalten alle Teilnehmenden unterschiedlich Angebote, in ihrem persönlichen Stil und Tempo zu lernen. Wird ein ganzer Abschnitt in einer einzigen Phase abgebildet oder durchgeführt, so ist das meistens nur mit deutlich größerem Aufwand möglich.
Zum Abschluss eines Abschnittes bietet sich meist ein synchrones Element – z. B. ein Live-Online-Event oder eine Einheit in Präsenz – an. So können ggf. offene Fragen geklärt sowie weitere Beispiele und praktische Anwendungen hinzugezogen werden. Dies hilft enorm, den Lernerfolg sicher zu stellen. Zugleich erhält die lehrende Person so wichtige Einblicke, was bereits gut funktioniert hat und was vielleicht noch mit Hilfe zusätzlicher Angebote weiter vertieft oder verankert werden sollte. Zudem bieten solche synchronen Phasen zum Abschluss von Abschnitten eine sehr gute Möglichkeit, Feedback zu geben oder für „zusätzliche Motivation“ zu sorgen.
Kommentar:
Hier kommt es auf die Mischung an – die einzelnen Abschnitte sollten vielfältig aufbereitet werden. D. h. jedoch nicht, dass ein Abschnitt lange dauern muss – auch kurze Sequenzen unterschiedlicher Art erhöhen die Vielfalt.
#6 Methoden auswählen
Da jetzt die Zuordnung zu den Phasen getroffen wurde und die Kette angeordnet wurde, können jetzt die Methoden für die einzelnen Teile ausgewählt werden. Da nicht jede Methode synchron oder asynchron gut funktioniert und auch die gut nutzbaren Formate (teilweise) von den Phasen abhängig sind, macht dies erst jetzt wirklich Sinn.
Als Methode wird hier z. B. der didaktische Ansatz wie flipped classroom, Selbstlernen mit vorher ausgewählten Inhalten, Projektaufgaben usw. oder auch die Sozialform wie Gruppen- oder Partnerarbeit gesehen.
Bei den Methoden und Formaten kann grundsätzlich aus dem Vollen geschöpft werden! Fast nichts ist unmöglich. Allerdings müssen die Methoden häufig noch leicht verändert und an das jeweilige Lernziel oder die Zielgruppe angepasst werden.
Beispiel 1:
Ein Flipped Classroom Konzept ist in ganz unterschiedlichen Formen anwendbar. Es kann einen „Full Flip“ oder auch einen halben Flip – einen Kopfstand (?) geben. Zudem kann das Konzept genauso auch im Flip-Modus im Klassen- oder Seminarraum angewendet werden. Bei manchen Lernzielen bietet sich auch ein Flip an einem Objekt – bei mir häufiger eine Digitale Lernfabrik oder ein IoT-Labor – an. Hier sollen die Lernenden in einem Flip dann am Objekt selbst Stück für Stück entdecken, welche Zusammenhänge es gibt. Das funktioniert natürlich nicht immer oder nicht mit jeder Zielgruppe, sondern ist abhängig von Vorkenntnissen und Vorerfahrungen.
Beispiel 2:
Ein Quiz kann nicht nur zur Überprüfung, sondern in angepasster Form auch zum Entdecken eines Inhaltes zu Beginn eines Abschnitts eingesetzt werden. So können bestimmte Elemente auf eine spielerische Art und Weise präsentiert werden und den Lernenden wird vielleicht sogar wesentlich klarer, was sie eigentlich lernen sollen oder noch nicht können.
Genau deshalb ist das Anpassen bekannter Methoden so wichtig: Nicht die Methode funktioniert gut oder schlecht, sondern deren konkrete Umsetzung kann gut oder weniger gut sein. Meine dringende Empfehlung an dieser Stelle: Nicht einfach blind kopieren oder übernehmen, sondern immer anpassen!
Zudem sollte darauf geachtet werden, dass die jeweiligen Methoden auch klar und verständlich kommuniziert werden können.
Kommentar:
Methoden können durchaus auch einmal etwas unscharf kommuniziert und beschrieben werden z. B. bei Flips am Objekt. Dies stellt für die Lernenden dann eine besondere Herausforderung dar und ist somit (manchmal) auch als didaktisches Mittel geeignet, um einen Lernerfolg direkt stark zu verankern. Manche bezeichnen einen solchen Ansatz auch als Sandbox. Wie im Sandkasten gibt es hier nur Sand und ein paar Spielzeuge, aber keine konkrete Anleitung.
Im meinen Fortbildungen zum Thema beobachte ich oft, dass Teilnehmer:innen viel zu schnell zu diesem Schritt gehen. Meist verzetteln sie sich an dieser Stelle etwas, da sie die vorherigen Schritte zu schnell erledigt oder gar übersprungen haben. Nach einem kurzen „Besuch“ bei den ersten Schritten und etwas Nachschärfen geht es dann wieder viel besser vorwärts.